Geschichte der Insel Poel

Die Insel Peol in der Geschichte

Eine Besiedlung der Insel Poel seit dem Steinzeitalter ist durch zahlreiche Funde nachgewiesen. Aus der Bronzezeit (3.800 bis 2.500 Jahre vor heute) sind auf Poel zwei Bodendenkmale bekannt.

Spuren der Vor- und Frühgeschichte

Das eine ist das Hügelgrab „Rugbarg" in der Nähe des Brandenhusener Hakens. Übrigens liegt etwas nördlich von ihm der „Köppenberg"; dessen Name auf eine alte Richtstätte hinweist. Hier wurde im Februar 1699 die letzte Hexe auf Poel verbrannt.

1934 wurde westlich des alten Dorfkerns von Malchow auf dem Acker ein Steinring mit etwa 18 m Durchmesser freigelegt, der im Zentrum eine Steinpackung von etwa 2 m Durchmesser hatte. Vermutlich handelte es sich um eine bronzezeitliche Grabanlage.

Slawen und Deutsche

Nachdem die Germanen in der Völkerwanderungszeit unseren Raum verlassen hatten, wanderten Ende des 6. bis Anfang des 7. Jahrhunderts slawische Stämme in das Gebiet Mecklenburgs und bis nach Holstein ein. Hier im westlichen Teil Mecklenburgs waren es die Obotriten.

Abodriten - Die Abodriten oder Obodriten (auch Abotriten, Obotriten oder Bodrizen) waren ein elbslawischer Stammesverband, der vom 8. bis zum 12. Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg und des östlichen Holstein siedelte. Der Name leitet sich vom Stamm der Abodriten ab, der um Wismar und Schwerin ansässig war und innerhalb des Verbandes eine Führungsrolle einnahm.

Sie gründeten Siedlungen und legten Rodungen in den Wäldern an. Die Dörfer waren klein und bestanden meist nur aus 6 bis 8 Gehöften. Hinweise auf das Siedlungsnetz geben heute noch Ortsnamen, die auf -atz, -in, -itz und -ow enden. So Gollwitz (altslaw. golu = kahl, nackt + ica = Ort: kahler Ort); Malchow (Dorf des Malech = der Kleine):

Wangern

Wangern ist ebenfalls ein Name slawischen Ursprungs. In Fährdorf muss es nach einer urkundlichen Quelle aus dem Jahr 1163 ebenfalls eine slawische Siedlung gegeben haben. Eine slawische Besiedlung der Ortslage Kirchdorf ergibt sich aus den Funden von Keramik jeweils aus dem 11. bis 12. Jahrhundert.

Blootbarg

Das Gelände des Friedhofs ist vermutlich eine Burgwall- Siedlung gewesen. Dafür sprechen neben den Keramikfunden die alten Flurnamen. So heißt der mittlere Teil „Blootbarg". Der Name hängt mit einer alten Poeler Sage von der Niederschlagung des letzten Aufstands der Poeler Slawen im Jahr 1228 zusammen.

Borgwisch

Die Wiese westlich des Friedhofs heißt mit Flurnamen „Borgwisch". Das gesamte Gelände bis zur Realschule war ursprünglich sumpfig. An der Nordseite war ebenfalls eine sumpfige Niederung mit einem offenen Wassergraben. Die Ostseite ist durch die Anlage der Wismarschen Straße ebenfalls stark verändert. Die östlich anschließende Senke hatte den Namen „Heller", vermutlich zur Slawenzeit noch eine Bucht der Kirchsee.

Hellerkuhl

Bei starken Niederschlägen macht sich die „Hellerkuhl" durch eine Lachenbildung in dem mit Bäumen bestandenen Flurstück noch bemerkbar. Auch nach Süden befand sich eine Senke, die erst beim Bau des neuen Feuerwehrhauses 1950 (heute Insel-Apotheke) planiert wurde. Die Anlage hatte damit die für slawische Burgwälle typische Lage, umgeben von Sumpf und in der Nähe von Gewässer.

Der Friedhof wird seit dem Dreißigjährigen Krieg als Begräbnisplatz genutzt, ist seitdem aber mehrmals als solcher erweitert und umgestaltet.

Erste schriftliche Erwähnung - 1163

Die erste schriftliche Erwähnung der Insel findet sich 1163 in einer Urkunde, die Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, ausgefertigt hat. Er hatte 1160 gegen die Obotriten unter ihrem Fürsten Niklot einen Kriegszug zur Eroberung und Christianisierung ihres Landes unternommen.

Die Obotriten wurden besiegt und Niklot fiel vor seiner Burg Werle an der Warnow. Heinrich teilte das eroberte Land unter seinen Gefolgsleuten auf. Er unterstellte die Insel Poel dem von ihm gegründeten Bistum Lübeck und schenkte dem Domkapitel den Zehnten der gesamten Insel und das Dorf Vera (= Fährdorf).

Als er 1167 das Gebiet etwas des heutigen Kreises Nordwestmecklenburg an Niklots Sohn Pribislaw (+1179) als Fürstentum Michilenburg = Mecklenburg zu Lehen gab, um die Obotriten zu befrieden, gehörte Poel zu diesem Territorium.

Kaiser Friedrich I

1170 wurden die mecklenburgischen Fürsten durch Kaiser Friedrich I. dann in den Verband des deutschen Reiches aufgenommen. Der Name der Insel wird in den mittelalterlichen Urkunden unterschiedlich geschrieben: Poele, Pole, Pule, Pöl und stammt vermutlich aus dem Slawischen = flaches Feld. Eine Deutung als „Land des Phol" (der germanische Gott Baidur), wie sie bis in die jüngste Vergangenheit wieder auftauchte, ist nicht wahrscheinlich.

Durch die jahrhundertelangen kriegerischen Auseinandersetzungen war offenbar die slawische Bevölkerung stark dezimiert. Sie war nicht in der Lage, das Land mit befriedigendem Ertrag zu bewirtschaften. Der Sohn Pribislaws, Heinrich Borwin I . (+ 1227), holte daher aus den westlichen Reichsgebieten Siedler in sein Land, denen er günstige Ansiedlungsbedingungen bot.

Die ersten deutschen Siedler

Aus Holstein, Niedersachsen, Friesland, Holland und Westfalen folgten viele Familien diesem Angebot. So genannte Locatoren (Ortsgründer) waren mit der Werbung und Ansiedlung beauftragt. Die ersten deutschen Siedler müssen 1210 auf Poel angekommen sein. In den Jahren danach entstehen auf der Insel neue Dörfer. Brandenhusen, Weitendorf, Timmendorf, Seedorf, Niendorf, Vorwerk und Wasmodesdorf sind solche Neugründungen.

In den alten slawischen Siedlungen oder unmittelbar daneben siedeln sich ebenfalls Deutsche an. Von Namen der Locatoren sind die des Ritters Heinrich von Brandenhusen und seines Verwandten Konrad Dothenberg, die die Orte Brandenhusen und Seedorf besaßen, sowie Konrad Berkhan, der als Locator Timmendorfs auftritt, bekannt. Das von einem Wasmodus begründete Dorf lag zwischen Gollwitz und Kaltenhof. Es wird bald als Wester-Gollwitz, auch als Negergollwitz (neger = näher) bezeichnet, während das heutige Gollwitz als Oster- oder Ferne-Gollwitz bezeichnet wurde.

Christianisierung

In dieser Zeit vollzog sich auch die Christianisierung. Die Kirche auf Poel wird erstmals in einem Register der Diöcese Lübeck 1259 erwähnt. Die Fürsten hatten auf Poel eine Vogtei. In diesem Zusammenhang wird in den Urkunden dann auch von der „terra" (Land im Sinne eines Bezirks) und „provincia" Poel gesprochen. Sitz des Vogtes war der (fürstliche) Hof Uppenfelde nahe der Kirche. Dieser Hof lag offenbar dort, wo sich heute die Schlosswälle befinden. Im 13. Jh. war die Insel Leibgedinge der Fürstinnen von Mecklenburg.

Heinrich II.

Das änderte sich im Jahr 1318. Heinrich II., der Löwe, war durch seine zwar erfolgreichen, aber sehr kostenaufwendigen Kriege, tief verschuldet. Er verkaufte daher, beurkundet am 22. November 1318 zu Wismar, den Rittern Plessen und Preen zur einen Hälfte und den Rittern Stralendorff zur anderen Hälfte die Insel PoeL und dazu noch 7 Dörfer auf dem Festland, für 32.150 M slaw. Dabei verzichtete er auf alle landes- und grundherrlichen Rechte und blieb rechtlich nur der Lehnsherr der Ritter.

Die Zeit von 1318 bis 1803

Die Ritterfamilien haben auf Poel nie einen Wohnsitz gehabt. Die Kirche dagegen scheint systematisch vorgegangen zu sein, um die grundherrschaftlichen Rechte auf der Insel zu erhalten. Das Domkapitel, das JohannisKloster und das HeiligenGeist-Hospital in Lübeck erwarben im Laufe der Jahre Hufen und ganze Dörfer.

Ende des 14. Jh. hatte das Domkapitel in Lübeck den größten Teil der Insel in Besitz. Die Dörfer Seedorf, Brandenhusen und Weitendorf waren 1344 aus dem Besitz der Stralendorffs an das Heilige-GeistHospital in Lübeck gekommen und 1352 kauft das Hospital 3 Höfe und 4 Katen in Wangern.

Damit begann besonders in den zuletzt genannten 4 Dörfern eine besondere Entwicklung der rechtlichen und sozialen Verhältnisse der Bauern, die ihre Auswirkungen bis in das 20. Jahrhundert hatte. Bereits um die Mitte des 14. Jh. versucht der 1348 in Prag durch Kaiser Karl IV. zum Herzog erhobene Albrecht II., seine landes- und grundherrlichen Rechte auf Poel wiederzuerlangen. Später nahmen die Herzöge das Jagdrecht für sich in Anspruch und bauten sich ein Jagdhaus in der Drenow, das aber von einem Ritter Stralendorff wieder abgebrochen wurde.

Hafen in der Gollwitz

Von Interesse war für sie auch der Hafen in der Gollwitz. Ihn hatten bereits die Vitalienbrüder mit Klaus Störtebeker (+ 1401) genutzt, als sie an dem Krieg zwischen Dänemark und dem schwedischen König Albrecht, einem Sohn Albrechts II., teilnahmen. Es handelte sich um einen Klipphafen, über den Getreide unter Umgehung der Rechte der Hansestädte Wismar und Rostock ausgeführt wurde. Immer wieder wird von Streitigkeiten zwischen den Hansestädten und den Herzögen über die Nutzung der Gollwitz als Handelsplatz berichtet. Johann Albrecht I. (*1525, Herzog 1547 bis 1576) setzte viel Energie daran, die Insel Poel wieder voll in seinen Besitz zu bringen.

Als auf dem Landtag an der Sagsdorfer Brücke bei Sternberg am 20. Juni 1549 die Reformation in Mecklenburg beschlossen wurde, war das der Anlass für ihn, alle geistlichen Besitzungen auch auf Poel 1555 mit Beschlag zu belegen. Das Domkapitel ging dagegen an, wandte sich an den Kaiser und klagte beim Reichskammergericht. Nach langen Streitigkeiten kam es 1598 zu einem Vergleich und das Domkapitel verkaufte seine Dörfer auf Poel sowie auch Stove, Güstow, Neuburg und Hagebök auf dem Festland mit allen Rechten für 37.000 M an die mecklenburgischen Herzöge.

Heiligen-Geist-Hospital (Lübeck)

Heiligen-Geist-Hospital - Das 1286 erbaute Heiligen-Geist-Hospital am Koberg in Lübeck ist eine der ältesten bestehenden Sozialeinrichtungen der Welt und eines der bedeutendsten Bauwerke der Stadt. Es steht in der Tradition der Heilig-Geist-Spitäler nach dem Vorbild von Santo Spirito in Sassia in Rom.

Anders verlief es mit den Besitzungen des Heiligen-Geist-Hospitals. Der Senat der Freien und Hansestadt Lübeck, dem das Heiligen-Geist-Hospital unterstand, erreichte, dass 1566 das Reichskammergericht und der Kaiser den Herzog aufforderten, die Dörfer wieder herauszugeben. Die Dörfer wurden zurückgegeben. Sie hatten eine eigene Verwaltung mit einem Oberschulzen, unterstanden der Gerichtsbarkeit des Lübecker Vogteigerichtes, gehörten aber unter die Lehnshoheit des Herzogs, der die Bede als landeshoheitliche Steuer aus ihnen erhielt.

In weitere Auseinandersetzungen geriet Johann Albrecht I. mit den Rittern von Stralendorff. Der Streit endete erst unter Johann Albrechts Enkel Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin (reg. 1608 bis 1658), der den Stralendorffs 1615 für 1.000 Reichstaler alle Rechte abkaufte. Kurz nach 1560 ist dann die Errichtung eines Bau- oder Amtshofes anzusetzen, der aus 15 Hufen des Ortes „zum Hove" und 6 freien eingezogenen Höfen des Dorfes Wester-Gollwitz entsteht. Damit entsteht Kaltenhof.

1597 ist für Wester-Gollwitz nur noch der Bauer Heinrich Parin aufgeführt. Daraus leitete sich der spätere Name Prienshof ab, der heute noch durch die Flurnamen Priens- Teich und Priens-Graben östlich von Kaltenhof anklingt. Der Hof lag an der südöstlichen Ecke des heutigen verschilften Teiches. Er hat bis etwa Mitte des 18. Jh. bestanden.

Neu-Prienshof - Einhusen

Auf der Wiebekingschen Karte ist dort vermerkt: „ehemals Stelle von Priens-Hof"; in der südöstlichsten Ecke der Timmendorfer Flur am Weg von Wangern nach Kirchdorf ist „Neu-Prienshof" eingetragen. Das ist das heutige Einhusen.

Aus dem Restdorf „zum Hove" wurde im 17. Jh. Schwartzenhof, danach kurzfristig Göttschenhof (nach den Besitzern), schließlich nach dem Landrat von Oertzen-Roggow mit seinem heutigen Namen benannt, bis es 1752 an die Krone verkauft wurde und als Nebenhof oder Meierei zum Amtshof gehörte. Dazu kam 1753 auch der Acker der 3 Bauern und 25 Büdner in Kirchdorf.

In der ersten Hälfte des 18. Jh. entstand auch Neuhof. 1758 beschreibt die Kirchenmatrikel „Seedorf besteht aus 3 Hausgehöften, davon die eine wegen der neuen Baute Neuhof genennet wird, welcher Neuhof auß 3 vereinigten Baustellen zu einer ansehnlichen Anzahl der Hufen gedieen ist."

Fleckenhagen

Johann Albrecht L , der sich in Wismar 1553/54 den Neuen Fürstenhof bauen ließ, begann um 1568 den Bau eines festen Hauses auf Poel „im Fleckenhagen". Das Haus stand in den heutigen Schlosswällen. Es war von Wismar bequem auf dem Wasserweg zu erreichen und wohl in erster Linie als Unterkunft bei Jagdausflügen auf die Insel gedacht.

1614 begann der Bau der Veste Poel

Sein Enkel Adolf Friedrich I . fand davon 1612 nur noch eine Ruine vor, als er daran ging, seine Pläne zur Stärkung der herzoglichen Stellung im Lande zu verwirklichen. Aus Emden nahm er 1612 Gerhart Evert Pilooth als „General- Baumeister und Ingenieur" in seinen Dienst, den er neben anderen Aufgaben im Lande auch mit der Planung und dem Bau des „Schlosses und der Veste Poel", deren Kommandant er schließlich wurde, beauftragte.

Der Herzog wollte Poel mit seiner strategisch günstigen Lage vor Wismar zu einem Stützpunkt für seine Landmacht und eine Flotte ausbauen.

Nachdem die Vorarbeiten entsprechend beschleunigt worden waren, begannen 1614 die Bauarbeiten. Die Bauern der herzoglichen Amter auf dem Festland und auf Poel wurden zu den Arbeiten herangezogen. Sie mussten Ziegel aus dem Abbruch der Klöster Marienehe bei Rostock und Doberan, Bauholz aus den Wäldern auf dem Festland sowie Elbsandsteinblöcke vom Elbhafen Dömitz heranfahren, die bis zu 2 m tiefen Gräben ausheben und das Erdmaterial zu den etwa 11 m hohen Wällen auftragen. Uber ihre schwere Belastung durch den Bau führen sie oftmals Klage.

Bis 1618 war die Anlage im Großen und Ganzen fertig, bis 1620 auch die Ausstattung. Höchstwahrscheinlich auf den Grundmauern des Hauses Johann Albrechts wurde der Mittelpunkt der Anlage, das neue Schloss, errichtet. Es muss mit seinem schlanken hohen Turm das beherrschende Bauwerk gewesen sein. Der Turm soll den 47 m hohen Kirchturm noch überragt haben.

Kenntniss durch Pilooth angefertigten Grundplan

Kenntnisse über die Anlage haben wir durch einen von Pilooth im Mai 1618 angefertigten Grundplan, die im Landeshauptarchiv erhaltenen Inventarien und Baurechnungen. Einzige zeitgenössische Abbildung ist die recht skizzenhafte Darstellung der Festungs- und Schlossanlage im „Theatrum Europäum IX " aus dem Jahr 1682 auf einer Karte, die anlässlich der Eroberung der Insel durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg 1675 gezeichnet wurde.

1933 stieß man beim Ausheben eines Grabens für einen Elektroanschluss der Kirche im Eingangsbereich des Kirchhofes auf Mauern und Gewölbe. Es kamen die Kellerräume und ein Teil der Fassadengestaltung des äußeren Pforthauses zum Vorschein. 1620 war der König Gustav I . Adolf von Schweden während seiner Rückreise von seiner Brautwerbung in Berlin mehrere Tage auf dem Schloss, um mit Adolf Friedrich und seinem Bruder Johann Albrecht II. von Mecklenburg- Güstrow Verhandlungen zu führen. Von Poel aus fuhr er nach Schweden zurück.

Im September 1620 kam die brandenburgische Prinzessin Marie Eleonore auf ihrer Reise zur Vermählung in Stockholm mit großem Gefolge auf Poel an. Nach mehrtägigen festlichen Veranstaltungen ging sie auf die vor der Insel liegende schwedische Flotte.

Die gesamte Festungsanlage bestand aus drei Teilen. Den Mittelpunkt bildete das Schloss mit dreifachen Wallanlagen. Südlich davon lag der Schlossgarten. Nördlich vom Schloss wurde das Gelände um die Kirche durch die Wälle und den Graben des so genannten Hornwerks in die Festung einbezogen.

Aus der Vogelperspektive: Historische Wallanlagen auf der Insel Poel

Der Schlossgarten

Der Schlossgarten, heute als Schlosskoppel bezeichnet, war eine quadratische Anlage und von einem nassen Graben, der bei aufmerksamer Betrachtung noch in seinem Verlauf erkennbar ist, umgeben. Zur Kirchsee verlief ein zweiter Graben. Südlich lag ein Wasserbecken, heute in Resten noch vorhanden, und hier war auch nach Pilooth eine „Vogel Koy", eine Voliere, vorgesehen.

Die Mitte wurde von 9 quadratischen Blumenbeeten von je 80 Fuß = 24 m Seitenlänge eingenommen. Zwischen ihnen verliefen 15 Fuß = 4,5 m breite Wege. Die Randfläche des Gartens von etwa 25 m Breite, in der auch der Teich lag, war entweder mit Bäumen bepflanzt oder als Rasenfläche angelegt. An der südlichen Grenze führte ein Weg zur heute noch so genannten „Schepenstede", offenbar der Liegeplatz für die 3 herzoglichen Schiffe, die zusammen mit der Festung gebaut wurden. Es waren zwei Yachten von 45 und 36 Fuß, also etwa 15 und 10 m Kiellänge und ein Lastschiff.

Ein Rundgang durch die heute vorhandenen Reste der Festung beginnt am Zugang zum Friedhof. Eine Übersichtstafel ermöglicht einen Überblick. Hier beginnt auch der unter Denkmalschutz stehende Bereich.

Die Bootswerft

Die Bootswerft liegt auf dem 1931 verfüllten Teil des 42 m breiten Grabens um das Hornwerk, der eine Wassertiefe von 2 m hatte. Hier war zunächst ein Slip für Fischerboote, bis man ab 1950 die Bootswerft baute. In der Mitte des breiten Grabens befand sich eine Palisadenreihe. Der Zugang zu der Wallanlage des Hornwerks der Festung war über eine Holzbrücke, in die zwei Zugbrücken eingebaut waren, möglich.

Ab 1619 werden zur Unterbringung und Versorgung der Soldaten in den Innenraum des Hornwerks mehrere Gebäude gebaut. Direkt am Wall links vom Tor wurde ein Torfhaus und rechts davon ein Provianthaus errichtet. An der gesamten Westseite wurde ein Stallgebäude gebaut. Daher musste auch der Begräbnisplatz um die Kirche an den Nordausgang Kirchdorfs verlegt werden.

Um die Kirche - Losamenter gebaut

Losament - Als Losament, vom Französischen Logement (=Wohnung), wurde bis ins 18. Jahrhundert allgemein eine Wohnung genannt. Speziell im militärischen Bereich bezeichnete Losament eine einfache, meist provisorische Unterkunft aus Holz, Leinwand oder Flechtwerk.

Um die Kirche herum wurden „Losamenter", Unterkünfte, für die Soldaten angebaut. An der Nordseite befand sich auch die Hauptwache und die Wohnung des Kommandanten. Bei genauer Betrachtung der Wände des Kirchenlanghauses und des Turms sieht man eingeschlagene Löcher und Falze für die Balken und Bretterlagen.

Auch waren im nördlichen Turmbereich bis zur Turmsanierung nach den Sturmschäden im Januar 1995 noch große Putzflächen vorhanden, die abgeschlagen wurden und heute nur noch durch Verfärbung erkennbar sind. Die an der Nordseite vorhandenen runden und verputzten Nischen könnten für Ofen angebracht worden sein. Auch im Chorbereich finden sich eingeschlagene Fugen und am Südost-Choransatz weisen Spuren auf eine Treppe hin. Nach Süden, zum Schloss hin, blieb das Hornwerk offen. Das war so, damit der Innenraum vom Schlosswall her beschossen werden konnte, falls er von einem Feind besetzt war. 14 Kanonen verschiedenen Kalibers befanden sich nach einem Inventar aus dem Jahre 1627 auf dem Wall.

Veste Poel - Das Schloss

Das Schloss stand in der Mitte des Hofes. Sein Nordgiebel wies zum Torhaus. Seine Lage ist durch eine Erhebung erkennbar, Fundamente liegen in geringer Tiefe unter der Oberfläche. Es war ein zweistöckiger massiver Backsteinbau, vielleicht im Stil der Weser-Renaissance, unverputzt und mit in grauem Pirnaer Sandstein ausgeführten Details (Fenster- und Türeinfassungen, Bogen und „Bandstücke und Hauptleisten" für das Hauptgesims). Es war ca. 42 m lang und 15 m tief.

Nach Osten zum Wasser hin war der dreiachsige Mittelbau etwas vorgezogen. Er trug einen dreigeschossigen geschweiften Zwerchgiebel, der an das hohe Walmdach anschloss. Davor lag im ersten Geschoss ein von Säulen getragener Altan mit einer Sandsteingalerie. Die Seitenflügel hatten in jeder Etage 5 Bogenfenster, im unteren Geschoss mit 4, im oberen mit 6 Flügeln. Im oberen Geschoss, von dem man über den Wall blicken konnte, lagen die herzoglichen Wohnräume. Die Treppe lag im Turm am Schlosshof. Dieser trug eine Sandsteingalerie, die von 8, aus Sandstein gehauenen Halbfiguren getragen wurde. Der Turm hatte eine geschweifte Haube und eine Laterne.