Landschaftsentstehung

Landschaftsentstehung der Insel Poel

Die Landschaft der Insel Poel hat sich auf dem riesigen Schuttberg entwickelt, den die Gletscher des Eiszeitalters aus Finnland, Schweden und Norwegen nach Süden gschleppt haben.

Auf dieser Seite efrahren Sie mehr über die Landschaftsentstehung der Insel Poel.

Das Gletschereis formte die Oberfläche

Weichsel-Kaltzeit

Für das Gebiet der Insel Poel war vor etwa 24.000 Jahren der letzte große Eisvorstoß in der Weichseleiszeit, das sogenannte Pommersche oder Baltische Stadium, und nach einer kurzen Abschmelzphase der letzte, nur noch geringmächtige Vorstoß der Rosenthaler Staffel (Mecklenburger Randlage), etwa vor 15.000 Jahren, von besonderer Bedeutung. Seit etwas 10.000 Jahre war das Gebiet der Wismarbucht eisfrei.

Weichsel-Kaltzeit
Quelle: Wikipedia

Als Weichsel-Kaltzeit, Weichsel-Glazial oder Weichsel-Komplex wird die letzte Kaltzeit und die damit verbundene Vergletscherung für Nordeuropa und das nördliche Mitteleuropa bezeichnet. Umgangssprachlich wird sie auch Weichsel-Eiszeit oder Weichsel-Zeit benannt.

Kennzeichnend war ein großer Eisschild, der vom skandinavischen Hochgebirge ausging und sich bis an die schleswig-holsteinische Ostküste, in die Mark Brandenburg und nach Nordrussland erstreckte.

Als Pommern-Phase wird der vorletzte Eisvorstoß des skandinavischen Inlandeises gegen Ende des Weichsel-Spätglazials bezeichnet. Sie datiert in etwa in den Zeitraum 18.000 bis 15.000 v. Chr.

Insel Poel - Grundmoränenlandschaft

„Abdrücke“ dieser Gletscher in der heutigen Landschaft sind die Wismarer Senke und die Wohlenberger Wieck. Am Eisrand bildeten sich die bis über 100 m hohen Hügelketten der Endmoränen. Hier schmolz das im Gletscher mitgeführte Geschiebematerial aus.

Wismarbucht
Quelle: Wikipedia

Als sich das Klima erwärmte, schmolz die Eisdecke nieder. Das eingelagerte Geschiebematerial aus größeren und kleineren Felsblöcken, Kiesen, Sanden und Geschiebemergel (Ton-Kalk-Gemisch) sank herab und bildete die Grundmoräne.

Die Insel Poel gehört zu dieser Grundmoränenlandschaft, die eben bis flachwellig ist. In der Steilküste sind insgesamt drei Grundmoränen der verschiedenen Eisvorstöße angeschnitten. Sie sind, wie besonders an der Westküste sichtbar, im Untergrund bei erneutem Eisvorstoß getaucht und gefaltet worden. Durch den Druck des Eises auf den gefrorenen Untergrund entstanden Klüfte, Spalten und Fugen.

Von der auf Poel 53 Meter und mehr mächtigen Schuttdecke wurden Resteisblöcke bedeckt, die erst langsam in der Tiefe auftauchen und so dann Senken an der Oberfläche entstehen ließen. Es entstanden u. a. die vielen fast kreisrunden, mit Wasser gefüllten Sölle, die für die Landschaft der Insel Poel charakteristisch sind. An der Oberfläche verwitterte der Geschiebemergel zu Geschiebelehm, der in der weiteren Entwicklung des Klimas und der Vegetation die Grundlage für die Herausbildung des sehr fruchtbaren humusreichen Bodens der Insel bildet.

Grundsätzlich werden zwei Arten von Moränen unterschieden, die Wandermoränen und die abgelagerten Moränen.
Wandermoränen sind all jene, die vom Eis bewegt wurden. Moränen, die nach Ablagerung nicht mehr bewegt wurden, werden abgelagerte Moränen genannt.

Grundmoränen bestehen aus dem Material der Unter- und Innenmoränen.
Endmoränen bilden sich als Schuttanhäufung am Gletscherende, wenn sich die Gletscherstirn für längere Zeit nicht bewegt. An ihnen kann man besonders gut die größte Ausdehnung des Gletschers erkennen.

Entwicklung der Vegetation

Spuren des Schmelzwassers, das in Gletscherspalten floss, finden sich in geschichteten Kiesen und Sanden. Nach dem Verschwinden der Eisdecke war das Gebiet der heutigen westlichen Ostsee eine Landschaft ähnlich dem heutigen Festland mit Hügeln, Senken, Wasserläufen und Seen. Mit zunehmender Klimaentwicklung auf etwas die heutigen Werte entwickelte sich auch die Vegetation von der Tundra über Nadelwälder zu Laubwäldern.

Entwicklung der Vegetation
Quelle: hundeportal24.eu

Menschen der Alt- und Mittelsteinzeit hatten in diesem Gebiet ihre Siedlungen. Im so genannten Spätglazial schmolz das über Nordeuropa und dem gesamten Nordpolargebiet der Erde liegende Eis langsam weiter ab. Das führte weltweit zu einem Anstieg des Meeresspiegels um etwa 100 Meter. Über mehrere Zwischenstadien füllt sich das Becken der Ostsee mit Wasser. Es folgte dabei den durch die Gletscher vorgezeichneten Senken. Ihren Höhepunkt erreichte diese Überflutung in den so genannten Litorina-Transgression.

Als Littorina-Transgression wird ein regionales Transgressionsereignis in Nordmittel- und Nordeuropa bezeichnet, das mit dem nacheiszeitlichen glazioeustatischen Meeresspiegelanstieg in Zusammenhang steht und u. a. die Bildung der Ostsee in ihrer heutigen Form einleitete. Dabei drang Salzwasser vom Atlantik bzw. von der Nordsee über das Kattegat und die dänischen Belte und Sunde (Als Sund wird im Ostseeraum und in Norwegen eine enge Meeresstraße oder deren engster Teil bezeichnet.) in das mit Süßwasser (Schmelzwasser) gefüllte Ostseebecken ein.

Die Ostsee (auch Baltisches Meer, von lat. Mare Balticum, oder auch Baltische See genannt) ist ein 412.500 km² großes und bis zu 459 m tiefes Binnenmeer in Europa und gilt als das größte Brackwassermeer der Erde.

Meeresspiegel in der Wismarbucht um etwa 13 cm gestiegen

Vor ca. 5000 Jahren hatte der Wasserspiegel etwa seine heutige Höhe erreicht. Langsam ertrank bei diesem Vorgang die Landschaft und nur die höheren Gebiete blieben als Inselkern erhalten. Mit dem Rückschmelzen der Gletscher hebt sich Skandinavien und im Ausgleich dazu sinkt das Gebiet der Insel Poel ab, der Meeresspiegel ist im statistischen Mittel der vergangenen 150 Jahre in der Wismarbucht um etwa 13 cm gestiegen.

Aus der insel- und buchtenreichen Küste entstand eine Ausgleichsküste mit wechselnden Abschnitten von Steilküsten mit der Steilwand des Kliffs , der davorliegenden Schutthalde und dem mit Geschiebeblöcken übersäten Blockstrand und Dünen. Der Abbruch erfolgt dabei vorwiegend vom Land her.

Die Faktoren für den Abbruch

Die Faktoren für den Abbruch
Quelle: hundeportal24.eu

Die wirkenden Faktoren sind Wasser, Temperaturen und ihre Schwankungen, Wind, aber auch das Wachstum der Pflazenwurzeln. Tiere und der Mensch spielen eine Rolle. Besonders stark ist der Abbruch im beginnenden Frühling zu beobachten. Wenn die Sonne stärker scheint, taut das in den Spalten und Fugen des Geschiebemergels vorhandene Wasser auf, sickert in die feinsten Spalten und friert bei absinkenden Temperaturen wieder, wobei es sich bekanntlich ausdehnt.

Dadurch wird das Gefüge des Gesteinsmaterials ständig weiter gelockert. Kommt noch von der Oberfläche her Schmelzwasser oder auch Regenwasser dazu, dann verstärkt sich der Vorgang. So brechen manchmal ganze Platten von mehr aks einen Meter Dicke und mehreren Metern Länge von der Kliffwand weg. Liegen im Untergrund Schichten, die das Wasser stauen, kann es zu größeren Abrutschungen kommen. Wird durch Sonneneinstrahlung und Wind die Oberfläche ausgetrocknet, so stürzen die durch die Spalten, Fugen und Klüfte zergliederten Materialien, der Schwerkraft folgend, herab. An schönen Sommertagen kann man diesen Vorgang oft sehen und auch hören. Es entsteht die Schutthalde am Klifffuß.

Der Blockstrand - wahre Fundgrube für Sammler

Blockstrand - ein aus dem Abbruch von Steilküsten entstandener Strand mit Steinen von mindestens 20 cm Durchmesser. Blockstrände sind anstrengende, aber wildromantische Wanderreviere.

Der steinübersäte Blockstrand ist im Grunde genommen ein geologisches Museum skandinavischer Gebiete. Für den interessierten Sammler ist er eine wahre Fundgrube, auch für Fossilien. Eine Auswahl von beiden ist im Heimatmuseum zu betrachten. Das lockere Material der Schutthalden wird bei Hochwasser mit starken Stürmen, wenn die Wellen mit ihrer Energie bis zum Kliff überfluten, abgetragen und wegtransportiert.

Strand- oder Küstenversetzung

Diesen durch die Wellen bewirkten Vorgang bezeichnet man als Strand- oder Küstenversetzung. Er ist bei Stürmen aus West bis Nordwest an der Küste der Insel Poel besonders wirksam. Vorgegeben durch die vorwiegend herschenden Windrichtungen entstehen die Wellen und Strömungen entlang der Poeler Küsten. Von ihnen wird der Sand transportiert, an der Westküste vorwiegend nach Süden und dann nach Südosten, an der Nordküste vorwiegend nach Osten.

Strand- oder Küstenversetzung
Quelle: hundeportal24.eu

Seit der Litorina-Transgression setzen sich in ruhigen Lagen der Buchten, wo die Wellen ihre Transportkraft verloren, Sandbänke ab. Aus ihnen entwickelten sich über den Wasserspiegel reichende so genannte Strandhaken, die sich zu Nehrungen mit Dünen weiterentwickelt. War die Bucht von der See vollständig abgetrennt, setzte in dem entstandenen Strandsee die Vermoorung und Verlandung ein. So wurden an der Nordwest- und der Nordküste der Insel die ehemaligen Buchten des Timmendorfer Tormoores, des Rethmoores, der Senke am Standort des Kurhauses am Schwarzen Busch, die Schwölken- und die Westerwiese an der Küste in Richtung Gollwitz durch diese Sandtransporte landfest.

Vogelschutzinsel Langenwerder

Im Nordosten entstand auf einer Untiefe das Strandwallsystem (durch die Brandung aufgeschüttete Kies- und Sandwälle) der Vogelschutzinsel Langenwerder. Östlich von Gollwitz entwickelte sich in die Gollwitz und Zaufe zum Breitling hin etwa 2,5km langes System von Strandwällen. Hinter und zwischen diesen Strandwällen kam es zur Ablagerung von Schlick. Auf diesem Marschland entwickelten sich Salzwasserüberflutungswiesen.

Vogelschutzinsel Langenwerder
Quelle: Hundeportal24.eu

Im südlichen Bereich der Insel bildete sich in verschiedenen Entwicklungsphasen aus dem Abbruchsmaterial der Westküste das etwas 2km lange und bis zu 400m breite fächerartige Hakensystem des Rustwerders, der wie eine Nehrung des Faulen See bis auf den Ausfluss der Fuul Bäk bei Brandhusen zur inneren Wismarbucht abtrennt. Von Brandhusen aus ist sichtbar, wie am östlichen Ende die Anlandung ständig weiter geht. Auch hier bildet sich durch Schlickablagerung und z.T. Vertorfung Marschland.

Brandhusener Haken

Brandhusener Haken
Quelle: Google Maps

Weiter östlich wächst der etwas 750m lange Brandhusener Haken ständig in die Kirchsee hinein. Die Fahrrinne nach Krichdorf in der etwas 2m tiefen Kirchsee muss deshalb immer wieder ausgebaggert werden. Auch an der Ostseite des Kirchsee-Ausgangs hat sich beim Fähr-Ort ein etwas 700m langer Haken gebildet und wächst weiter.

In den geschützten Luvlagen der Insel entwickelten sich an der Westküste der Kirchsee und am Breitling bis zum Fähr-Ort Schlickablagerungen mit marschartigem Salzgrasland, das schon bei relativ gering ansteigenden Wasser immer wieder überflutet wird. So verändern je nach den Witterungsverhältnissen mehrere Jahre die Küsten ihr Bild. Nach jedem Sturmhochwasser sind Verluste an Land, aber auch neue Sandablagerungen zu beobachten.

Damit leben die Menschen und haben die verantwortungsvolle Augabe, durch ihr Verhalten dafür zu sorgen, dass nicht Schäden in diesem empfindlichen Natursystem entstehen. Schutzmaßnahmen am Strand Poels wurden seit 1865 in Erwägung gezogen. Das Sturmhochwasser am 12. und 13. November 1872 verursachte nach zeitgnössischen Berichten an den Küstenabschnitten von Gollwitz, Kaltenhof, Neuhof und Timmendorf Abbrüche von 15 bis 30m Tiefe.

Entnahme von Seetang untersagt

Nun wurde erwogen, durch Polizeiverordnung das beliebige Betreten und Befahren der Ufer sowie die Entnahme von Seetang, von Sand und Steinen streng zu untersagen. Dazu muss gesagt werden, dass bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts der Strand abschnittsweise an Fischer verpachtet war, bis auf bestimmte Abschnitte, wie vor dem Rethmoor, wo eine Entnahme verboten war, illegal aber doch betrieben wurde. Sie bargen nach Stürmen das frisch auf das Ufer geworfene Seegras, trockneten es am Strand und lieferten es dann an die Seegrashandlung Mahnke in Kirchdorf am Markt.

Es wurde von dort nach Wismar gebracht und als Polstermaterial für Sitzmöbel und Matratzen sowie für Isoliermatten im Häuserbau verarbeitet. Die Poeler nutzten das Seegras im Winter zum Abdecken ihrer Kartoffel- und Rübenmieten. Auch an den Außenwänden der Häuser wurde hinter einem Lattengerüst Seegras zur Isolierung angebracht, ebenso wie über den Zimmerbecken. Mit der Entnahme von Sand und Kies besonders am Strand bei Hinterwangern und auf dem Rustwerder beschäftigten sich die "Sandböter" aus Wismar.

Die Sandböter aus Wismar

Sie lieferten ihn an Fabriken, die daraus Betonrohre und -platten herstellten: Die Entnahme von Strandsand für Baumaßnahmen auf Poel war bis in die jüngere Vergangenheit üblich. Ebenso verhielt es sich mit den großen Gesteinsblöcken. Sie wurden von flachgehenden Schiffen mit Hilfe eines Hebebaums "gezangt", d.h. mit Hilfe einer Steinzange aus dem Wasser ins Boot geholt.

Aus ihnen fertigte man Bausteine, Gehwegplatten und Straßenpflaster, Grabdenkmäler u.ä. Auch beim Bau der Molen des Timmendorfer Hafens in den Jahren 1982/29 und des südlichen Steinwalls 1930 wurden die Steine aus der See vor Poel entnommen. Diese Materialentnahmen trugen manchmal nicht unerheblich zum Küstenrückgang bei. 1937/38 wurden am Strand des schwarzen Busches im östlichen Bereich fünf Faschinenbuhnen von 65 m Länge und 50 m Abstand (heute nur noch in sehr spärlichen Resten erkennbar) und 1939 neun einreihige Pfahlbuhnen (50 m lang und im 50 m Abstand) geschlagen, um die Ablagerung von Sand im Bereich des Badestrandes vor dem 1910 gebauten Kurhaus und der von der Gemeinde errichteten Seebadeanstalt zu bewirken.

Sturmhochwasser 1929/1930

Erhebliche Schäden traten in Timmendorf-Strand aber 1929/2930 auf, als bei einem Sturmhochwasser 1929/1930 auf, als bei einem Sturmhochwasser sind hinter der Südmole ein so genannter Neerstrom (Strudel) bildete und das Land bis vor das Alte Zollhaus (kenntlich an dem Großherzoglichen Mecklenburgischen Wappen) wegspülte - eine Folge des menschlichen Eingriffs in die natürlichen Verhältnisse. Man baute nun den Steinwall an die Südmole an und spülte dahinter das Gaggergut aus dem zugesandeten Hafenbecken. Durch diese Bauten ist unmittelbar nach Süden anschließend das Gebiet mit dem stärksten Abbruch auf Poel entstanden. Im Gegensatz dazu wurde durch die Nordmole der Sandtransport und die Ablagerung umgelenkt.

Nördlich vom Hafen entstand ein etwas 90 m breiter Sandstrand, der sich, nach Norden schmaler werdend, auf etwas 800 m erstreckt. Die eingreifendste Maßnahme des Künstenschutzes, die das Landschaftsbild der Insel erheblich veränderte, war die Anpflanzung von Sträuchern und Bäumen entlang der gesamten Außenküste von Gausurt am Ansatz des Rustwerders bis nordöstlich von Gollwitz.

Durch die Wasserwirtschaftsdirektion Küste-Warnow-Peene begann im Jahr 1962 die Anpflanzung von Küstenschutz-Waldstreifen. Neben der Verminderung des Abbruchs sollten sie das Klima günstig beeinflussen, Windschutz für den dahinter liegenden Acker schaffen und damit die Erträge auf den Flächen sichern und steigern. Aber auch die Schaffung von Nistgelegenheiten für Vogelarten im Interesse einer natürlichen Schädlingsbekämpfung hatte man im Auge und ebenso die Verbesserung der Erholungsmöglichkeiten. Die Arbeiten zogen sich bis zum Jahr 1972 hin.

Es entstand ein etwas 80 ha umfassender Waldstreifen entlang der Außenküste, die die bisher völlig kahle Küste im Aussehen stark veränderte.